Maria Anna Leenen
Reinhold Schneider
Eine Kurzbiographie
mit einem Essay zu 'Winter in Wien'
112 Seiten, kartoniert, 19 cm, 100 g
1. Auflage 2003
Johannesbund Verlag
ISBN / Code: 978-3-7794-1479-7
Beschreibung:
Ein Schriftsteller, dessen Bücher Auflagen in Millionenhöhe hatten und der heute weitgehenst vergessen ist, dessen Werk mit höchsten Literaturpreisen geehrt wurde und von dem die meisten nur noch das Sonett: 'Allein den Betern kann es noch gelingen' kennen: Reinhold Schneider gehört zu den großen katholischen Schriftstellern in Deutschland. Sein Leben und Werk ist gekennzeichnet von einem tiefen und unbeirrbaren Ringen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit und vermittelt so wertvolle Impulse für den Glauben in schwieriger Zeit.
Die kurze Biografie vermittelt dicht und ansprechend erste Einblicke in sein Leben.
Leseprobe:
Die Welle der Empörung und das an breitester Leserfront aufbrechende laute Erstaunen beim Erscheinen der Fragmente "Winter in Wien. Aus meinen Notizbüchern 1957/58" kann eigentlich nicht überraschen. Nicht wirklich überraschen. Nur wer die Übernahme des christlichen Glaubens als Garantie für leidfreies und allseits glückendes Leben ansieht, liest das letzte Werk dieses katholischen Schriftstellers als Zeugnis des Abfalls, der Verwirrung, als schwermütige und hoffnungslose Auflistung der noch nicht behobenen Schäden an der Konstruktion Welt. Unbeschadet seiner literarischen Qualität.
Zweidimensional betrachtet, erscheint dies die einzig richtige Lesart zu sein. Und Schneiders Dunkelheit auch in religiöser Sicht scheint es zu bestätigen. ...
Leid und Schmerz als Grundbefindlichkeiten menschlichen Daseins - a posteriori sozusagen, denn schon die Geburt ist ein leidvoller Akt, der nicht ohne Schmerz auf Seiten von Mutter und Kind abläuft - gehören mit zu den täglich erlebbaren Gegebenheiten, die am häufigsten und am stärksten verdrängt werden.
Ob das bittere Schauspiel eines betrunkenen, heruntergekommenen Wohnungslosen oder verwahrloster, heimatloser Kinder und Jugendlicher; ob Beobachtungen in der Schöpfung, die nur den schmerzhaft berühren können, der in der Schöpfung trotz allem den Widerschein göttlichen Wirkens erkennt: Leid und Schmerz ziehen als Grundlinien quer durch jeden Lebensplan. Schneider hatte reichlich Anteil daran - beginnend von den Tagen der Kindheit und Jugend bis hin zu seinen letzten Stunden. Der Glaube an den Gekreuzigten, der ihn, den sehnsüchtig Suchenden gefunden hatte, zog ihn immer tiefer in eine Angleichung, in eine Verähnlichung mit dem Mann in der Kelter hinein.
aus: Winter in Wien. Ein Essay.
Die kurze Biografie vermittelt dicht und ansprechend erste Einblicke in sein Leben.
Leseprobe:
Die Welle der Empörung und das an breitester Leserfront aufbrechende laute Erstaunen beim Erscheinen der Fragmente "Winter in Wien. Aus meinen Notizbüchern 1957/58" kann eigentlich nicht überraschen. Nicht wirklich überraschen. Nur wer die Übernahme des christlichen Glaubens als Garantie für leidfreies und allseits glückendes Leben ansieht, liest das letzte Werk dieses katholischen Schriftstellers als Zeugnis des Abfalls, der Verwirrung, als schwermütige und hoffnungslose Auflistung der noch nicht behobenen Schäden an der Konstruktion Welt. Unbeschadet seiner literarischen Qualität.
Zweidimensional betrachtet, erscheint dies die einzig richtige Lesart zu sein. Und Schneiders Dunkelheit auch in religiöser Sicht scheint es zu bestätigen. ...
Leid und Schmerz als Grundbefindlichkeiten menschlichen Daseins - a posteriori sozusagen, denn schon die Geburt ist ein leidvoller Akt, der nicht ohne Schmerz auf Seiten von Mutter und Kind abläuft - gehören mit zu den täglich erlebbaren Gegebenheiten, die am häufigsten und am stärksten verdrängt werden.
Ob das bittere Schauspiel eines betrunkenen, heruntergekommenen Wohnungslosen oder verwahrloster, heimatloser Kinder und Jugendlicher; ob Beobachtungen in der Schöpfung, die nur den schmerzhaft berühren können, der in der Schöpfung trotz allem den Widerschein göttlichen Wirkens erkennt: Leid und Schmerz ziehen als Grundlinien quer durch jeden Lebensplan. Schneider hatte reichlich Anteil daran - beginnend von den Tagen der Kindheit und Jugend bis hin zu seinen letzten Stunden. Der Glaube an den Gekreuzigten, der ihn, den sehnsüchtig Suchenden gefunden hatte, zog ihn immer tiefer in eine Angleichung, in eine Verähnlichung mit dem Mann in der Kelter hinein.
aus: Winter in Wien. Ein Essay.