Zwischen Befunden und Befinden

Im Krankenhaus sind auch nur MenschenSein guter Ruf hat ziemlich gelitten in letzter Zeit. Ins Krankenhaus geht man nur, wenns unbedingt sein muss und das gilt inzwischen nicht nur für Patienten. Das Krankenhaus ist seelenlose Hochleistungsmedizin, ein Profitcenter, Ausbeutung für Ärzte und Pflegepersonal. Doch das ist nur die eine Seite. Im Krankenhaus sind Menschen mit Hoffnungen, Gefühlen und Sehnsüchten, die auf der Schwelle stehen: Patienten, Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte. Mit ihnen allen hat der Krankenhausseelsorger zu tun. Er kennt ihre Nöte und ihre schlimmsten Ängste, er weiß auch, wie sie (sich) helfen und retten und was sie tun können, wenn es keine Rettung im irdischen Sinne mehr gibt. Bruno Pockrandt, Krankenhausseelsorger aus Frankfurt am Main, hat ein außergewöhnliches Buch geschrieben. Es enthält kurze literarische Texte, die aufrütteln und bewegen. Texte für Patienten? Vielleicht. Aber mehr noch für die Menschen, die hier arbeiten. Er findet Worte für die Situation der Patienten und des Personals. Für ihn ist das Krankenhaus ein Ort, wo gelebt und gestorben, geheilt und gelitten wird. Wo alle Beteiligten ihr Päckchen zu tragen haben. Seine Texte Gedichte, Aphorismen, winzige Geschichten sind kurz, aber nicht schmerzlos. Sie sind mal lakonisch, mal ergreifend, aber niemals kitschig und immer ganz nah an der Erfahrung. Und sie sind so gut, dass sie auch mit Gewinn liest, wer das Krankenhaus (bisher) eher aus der Ferne sieht.

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