Lothar Heiser: Quellen der Freude. Die Hochfeste der orthodoxen Christen  

Lothar Heiser

Quellen der Freude

Die Hochfeste der orthodoxen Christen

335 Seiten, 38 farbige Tafeln, gebunden, mit Schutzumschlag, 19,5 cm, 828 g

1. Auflage 2002

Verlag Fluhegg, Gersau

ISBN / Code: 978-3909103195-5

Preis: 34,50 €

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Beschreibung:

Das Danklied der Geretteten beim Propheten Jesaja und das Lebensgefühl der orthodoxen Christen, wenn sie ihre Feste feiern, haben diesem Buch den Titel gegeben. Grundlage, Mittelpunkt und die Ziel aller christlichen Feiern ist das jährliche Erlösungsfest, das Tod und Auferstehung Christi umfasst und das in jeder Sonntagsfeier wiederkehrt. Von diesem Fest der Feste wird das ganze Leben der Christen geprägt.

Der alexandrinische Theologe Origenes (um 185 bis 254) sagte: "Wer erkannt hat, dass Christus als unser Pas'cha geopfert wurde (1 Kor 5, 7), und dass das Fest zu feiern ist, indem man von dem Fleisch des Wortes isst, für den ist es unmöglich, das Pas'chafest nicht zu begehen. ... Wer zudem wahrhaft sprechen kann: "Gott hat uns in Christus mitaufwerweckt und mitversetzt in den Himmel (Eph 2, 6), der befindet sich immer schon in den Tagen des Pfingtfestes" (8. Buch gegen Kelsos, 22; GCS, Origenes, 2). Der Kirchenvater Gregorios von Nyssa (334-394) hat auf die Symbolik des Lichtes hingewiesen, das den Termin des Osterfestes zur Zeit der Tag- und Nacht-Gleiche bestimmt: Das Naturgesetz, nach dem zum Frühlingsanfang tagsüber die Sonne und nachts der Vollmond den ganzen Tag erhellt, "dient denen, die geistig die Feier begehen, als Sinnbild dafür, dass sie die ganze Woche ihres Lebens hindurch ein einziges Pas'cha, lichtvoll und ohne Dunkel, begehen" (1. Rede über die Auferstehung: PG 46, 621 B).

Um das Osterfest liegt ein Kranz von zwölf Hochfesten, das Dodekaortion (griechisch: dodeka heortai, zwölf Feste), von denen neun Herrenfeste sind und drei der Gottesgebärerin Maria geweiht sind, die ebenfalls auf das Mysterium Jesu Christi hinweisen. Wie das Fest der Auferstehung Christi haben auch sie zumeist ihren Ursprung in Jerusalem und gelangten über Konstantinopel nach Rom in das Abendland; einzig das Weihnachtsfest nahm von Rom aus seinen Weg in den Osten. So werden die Hochfeste, wenn auch in anderer Weise, im griechischen Osten wie im lateinischen Westen gefeiert. Die Zwölfzahl, bestimmt von der Zahl der Apostel, hat sich im Lauf der Zeit herausgebildet und ist seit dem 11. Jahrhundert geläufig, wenn auch in den Überlieferungen Feste verschiedener Art zum Dodekaortion gerechnet wurden.

Jesus Christus ist nicht nur das menschgewordene, in die Welt hineingesprochene Wort Gottes, sondern auch sein leibhaftiges, schaubares Bild, die Ikone des Vaters: "Er ist das Ebenbild (eikon) des unsichtbaren Gottes " (Kol 1, 15). Deshalb hat die orthodoxe Kirche in ihrer Verkündigung dem Wort das Bild zur Seite gestellt, aber nicht nur, um die Botschaft zu veranschaulichen oder die Gläubigen in pädagogischer Absicht vom Bild zum Wort zu führen, sondern - und dies vor allem - um im sakralen Bild die gleiche göttliche Wahrheit aufleuchten zu lassen wie im biblischen Wort. Basileios sagt: "Was das Wort durch das Gehör mitteilt, das zeigt die Malerei schweigend durch die Darstellung (PG 31, 509 A). Wie das Wort die Heilstaten Christi im Heute lebendig werden lässt, so stellt die Ikone sein Erlösungswerk geistig-sakramental leuchtend vor die Gemeinde. Durch die heiligen Bilder, die das ganze Gotteshaus, Wände und Kuppel vom Vorraum bis zum Altarraum, schmücken, sieht sich der Gläubige bereits umfangen vom geistigen Paradies. Was in den westlichen Kirchen als Erinnerungsbild betrachtet und bewundert wird, ist in der orthodoxen Kirche Vergegenwärtigungsbild, durch das das Heilsgeschehen für die Gläubigen sakramental, mysterienhaft, gegenwärtig wird. Für den orthodoxen Christen ist jedes heilige Bild eine Ikone. Dazu gehören strahlende Mosaike, leuchtende Fresken, erlesene Elbenbeinschnitzereien, erhabene Bronzearbeiten, kostbare Tafelmalereien, farbenfrohe Emailfarben und sorgfältig ausge?führte Buchillustrationen. Im Abendland werden zumeist nur Tafelmalereien als Ikonen bezeichnet; um dem vorzubeugen, wird hier der allgemeinere Ausdruck "Bild" im Sinne ostkirchlicher Ikonen verwendet.

Eine Auswahl ostkirchlicher religiöser Kunst - auch aus den Randgebieten der heutigen orthodoxen Länder, sofern diese einst unter dem geistigen oder politischen Einfluss von Byzanz standen wie Sizilien und Ravenna, Istrien und Dalmatien - wird in diesem Buch vorgestellt; sie wurde auf vielen Reisen zusammengetragen.

Die Hymnen wurden anhand der liturgischen Bücher aus dem Griechischen neu übersetzt. Die biblischen Texte sind der Jerusalemer Bibel entnommen, da diese Übersetzung dem Urtext am treuesten folgt, wenngleich die orthodoxe Kirche der griechischen Version des Alten Testamentes, der Septuaginta, folgt, die zuweilen vom hebräischen Urtext abweicht.

Möge der Blick in die Tradition der feiernden orthodoxen Schwesterkirche Leser und Betrachter zu Dank und Lobpreis anregen.

Aus dem Vorwort
Michael Schneider SJ